Ich frage nach, warum eigentlich alle Achillessehnenpatienten wenige Tage nach der OP eine Orthese erhalten (mit einer Orthese kann man ohne Krücken gehen), aber ich seit mehr als zwei Wochen den Spaltgips trage.
Die beiden Ärzte bei der Visite haben dazu unterschiedliche Meinungen. Einer meint, wegen der Thrombose müsse ich im Bett bleiben und dürfe keine Orthese tragen. Der andere meint, genau wegen der Thrombose sollte ich eine Orthese erhalten und mich viel bewegen. Es ist für den Patienten wirklich beruhigend, wenn man erkennt, dass sich die Ärzte nicht sicher sind, wie sie weiter verfahren sollen.
Nach einigen Telefonaten mit einem Chirurgen (wegen der Sehne) und einer Internistin (wegen der Venen) fällt die Entscheidung zugunsten der Orthese. Ich atme auf.
Die Physiotherapeutin bringt mir einen Aircast Walker. Der Gips wird entfernt, und dabei auch gleich meine Wade vermessen, weil Kompressionsstrümpfe bestellt werden sollen. Bis diese geliefert werden, bekomme ich einen Thrombosestrumpf verpasst.
Dann schlüpfe ich in den Walker. Damit sehe ich ein wenig aus wie Robocop.
Die Therapeutin meint: "Los, raus aus dem Bett", also beginne ich (zuerst mit ihrer Hilfe) mit nur mehr einer Krücke zu gehen. Nach einer halben Stunde üben, schaffe ich es sogar ganz ohne Krücken. Ich bin begeistert!
Den Rest des Tages ist der Spitalsgang meine Laufbahn. Nach vorne zu den Aufzügen...und wieder zurück zur Besucherecke...und wieder nach vorne zu den Aufzügen...
Der Selbstbehalt für den Walker beträgt € 29,60.
Die Nacht ist der pure Horror. Anscheinend habe ich den Fuß überlastet (ich habe ihn ja seit mehr als zwei Wochen nicht mehr benutzt). Die Ferse brennt wie Feuer, das Sprunggelenk fühlt sich an, als würden links und rechts die Knöchel abplatzen. Ich habe das Gefühl, dass mein Bein so angeschwollen ist, dass es die Orthese sprengt.
Ich nehme während der Nacht zwei Tramal (insgesamt 200 mg), was aber völlig wirkungslos bleibt. Ich schlafe insgesamt nur eine Stunde und bin ich der Früh völlig gerädert.
In der Orthese steht man ebenfalls in Spitzfußstellung. Dies entlastet die Achillessehne, und somit ist es möglich, zu gehen, ohne Schmerzen zu haben bzw. ohne Möglichkeit einer Reruptur. Der Spitzfuß wird mit Einlegekeilen erreicht, die man nach und nach entfernen kann, wodurch der Winkel des Fußes verändert wird.
Normalerweise beginnt man mit 3 Einlegekeilen, die dann Keil für Keil verringert werden (meist im Abstand von ein bis zwei Wochen), bis man ohne Absatzerhöhung den Fuß-Bein-Winkel von 90° erreicht hat.
Aircast: https://www.djoglobal.com/our-brands/aircast