Donnerstag, 31. Januar 2013

31.01.2013 - 9. Tag post OP

Ich liege mehr oder weniger nur vor dem Fernseher herum und quäle Laptop und iPad. Aus Langeweile habe ich begonnen, die Krücken ein wenig zu designen.

Mein Herumliegen hat für die Katze den großen Vorteil, dass sie sich permanent Streicheleinheiten abholen kann. Sie hat sich mit dem Gipsfuß bereits angefreundet.

Abends bekomme ich Schmerzen in der Wade. Es fühlt sich an, wie ein starker Muskelkater bzw. ein Krampf.
Beim Recherchieren im Internet lese ich, dass solche Schmerzen das Anzeichen einer Thrombose sein könnten. Genauso oft lese ich aber, dass Schmerzen in der Wade nach einer Achillessehnenoperation normal sind.
Nachdem ich jeden Tag Lovenox gegen Thrombosen spritze, mache ich mir keine weiteren Gedanken. Zudem bin ich ja am kommenden Montag sowieso im Spital, da werde ich das ansprechen.

Mittwoch, 30. Januar 2013

30.01.2013 - 8. Tag post OP

Die zweite Magnetfeldtherapiesitzung. Es ist relativ langweilig mit dem Fuß im Kunststoffring zu stecken und 30 Minuten nichts zu tun. Aber dadurch soll alles schneller heilen, und dafür würde ich beinahe alles tun.

Montag, 28. Januar 2013

28.01.2013 - 6. Tag post OP

Im Internet habe ich mittlerweile viel über Achillessehnenrisse gelesen. Ich weiß jetzt, dass Gips für 6 Wochen eher eine antiquierte Maßnahme ist, da man heutzutage auf Orthesen mit Einlegekeilen setzt. Da werde ich im Spital mal genauer nachfragen.

Gerissene Achillessehnen verheilen normalerweise sehr gut und ohne Einschränkungen. Die sportlichen Möglichkeiten sind nach einem Riss genauso gegeben, wie davor. Was allerdings sehr lange dauert, ist die komplette Ausheilung.
Leider kommt es immer wieder zu Rerupturen nach 8 bis 10 Wochen. Nach diesem Zeitraum sind keine Schmerzen mehr spürbar, die Patienten passen nicht auf, und überlasten die genähte Sehne. Peng!

Ich besuche mein "Heimatspital" um in Erfahrung zu bringen, ob vielleicht irgendwer meine Wunde kontrolliert, wann die Nähte gezogen werden, wann ich wo mit der Physiotherapie rechnen kann, und so weiter.
In der Ambulanz ist der junge Arzt offensichtlich überfordert, und meint, er könne ein Röntgen machen. Nach kurzer Überlegung schickt er mich dann aber nach Hause, und bestellt mich eine Woche später wieder, um die Nähte zu entfernen.

Bis jetzt hat sich noch niemand die Wunde bzw. die genähte Sehne angesehen. Ich hoffe, dass trotzdem alles o.k. ist innerhalb meines Spaltgipses und in meinem Unterschenkel.

Ich habe so viele Fragen, aber niemand beantwortet sie ausführlich. Also suche ich nach einem speziellen Sportchirurgen. Leider ist der nächste freie Termin erst am 12.02.

Schon eine Woche lang kein Sport, ich werde noch wahnsinnig! 

Am Abend habe ich einen Termin beim Orthopäden, um mit der Magnetfeldtherapie zu starten. Diese soll die Heilung beschleunigen. € 150,- für zehn Sitzungen.

Samstag, 26. Januar 2013

26.01.2013 - 4. Tag post OP

Wir haben beim Bandagisten einen speziellen "Duschsack" (Aquaprotect Oberschenkel) gekauft. Das ist ein Sack aus Kunststoff, der selbständig mit einer Manschette wasserdicht abschließt.
Beispielbild

Das Ding kostet € 41,90.
Ich kann zum ersten Mal duschen und bin überglücklich. Es ist zwar etwas mühsam, auf einem Plastikhocker in der Dusche zu sitzen, aber besser als gar nichts.

Freitag, 25. Januar 2013

25.01.2013 - 3. Tag post OP

Ich habe mir zu allem Überfluss einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Der Arzt meint, dass es leider Tatsache ist, dass das Krankenhaus ein Ort ist, wo sich alle denkbaren Viren und Bakterien an einem Platz versammeln.
Heute ist Tag der Entlassung. Ich werde gefragt, ob ich die Nachbehandlung in einem Spital in Heimatnähe weitermachen möchte. Möchte ich! Daraufhin werde ich entlassen. Leider ohne mir nähere Details über den weiteren Ablauf zu erzählen. Ich denke, dass dies wohl auf dem Entlassungsschreiben stehen wird, und mir dann auch zuhause im Spital alles erklärt werden wird.

Ich muss mir in der Apotheke Lovenox-Spritzen besorgen, um zuhause weiter gegen Thrombose zu spritzen (1x 40 mg pro Tag), zusätzlich soll ich mir Tramal retard 100 besorgen (1-0-1, was einer Menge von insgesamt 200 mg täglich entspricht). Die Apotheke freut sich über € 26,20.

Zuhause lese ich das Entlassungsschreiben komplett durch, und muss feststellen, dass dort nicht einmal ein Termin vermerkt ist, wann ich zur Wundkontrolle bzw. zum Nähte ziehen ins Spital muss. Was aber auf dem Entlassungsschreiben steht, ist die Tatsache, dass ich für 6 Wochen Gips tragen soll. Alle 2 Wochen muss umgegipst und dabei der Winkel des Spitzfußes nach und nach der normalen 90°-Haltung angenähert werden.

Wer sich näher mit Tramal beschäftigt, merkt sehr schnell, dass der enthaltene Wirkstoff Tramadol zur Gruppe der Opiode gehört. Tramadol hilft sehr gut gegen starke Schmerzen, man muss jedoch auch die möglichen Nebenwirkungen (Sedierung, Hören wie durch Watte, Schläfrigkeit, Sucht) in Kauf nehmen. Mit Tramadol ist nicht zu spaßen, das Internet ist voll mit Beispielen von Menschen, die durch längerfristige Einnahme Abhängigkeiten aufgebaut haben. Man sollte sich deshalb nicht gleich wahnsinnig machen, jedoch große Vorsicht bei der Einnahme walten lassen.
Wer keine Schmerzen hat, soll die Finger davon lassen!

Tramal/Tramadol:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tramadol
http://www.gutefrage.net/frage/tramal-sucht

Google: Tramal Sucht

Donnerstag, 24. Januar 2013

24.01.2013 - 2. Tag post OP

Die Physiotherapeutin bringt mir Krücken (die kosten € 15,- Selbstbehalt) und zeigt mir, wie man damit vorankommt, ohne den Fuß zu belasten. Während ich auf den Krücken übe, trägt sie den Kunststoffsack, in dem meine Drainage für das überschüssige Blut mündet, neben mir her. Sie meint, dass nach ca. sechs Monaten wieder lockeres Laufen (einige Minuten lang) auf weichem Waldboden möglich sein wird. Ich sollte aber von allem, was in Richtung Leistungssport geht, Abstand nehmen, um die Sehne mit Sicherheit komplett ausheilen zu lassen. Wenn ich mit dem Training zu früh beginnen, könnte es sein, dass es zu einem nochmaligen Abriss kommt.

Ich beschließe schweren Herzens die heurige Laufsaison komplett abzuschreiben. Als langfristiges Ziel setze ich mir, im nächsten Jahr wieder den Halbmarathon in Wien oder Linz zu laufen.

Abends werde ich endlich in ein Zimmer verlegt (ich war bisher auf dem Flur einquartiert). Danach wird die Drainage entfernt.

In der Nacht bekomme ich fürchterlichen Durchfall. Es ist wirklich toll, alle paar Minuten auf Krücken auf das WC zu humpeln.

Mittwoch, 23. Januar 2013

23.01.2013 - 1. Tag post OP

In der Nacht habe ich zwei Infusionen gegen die Schmerzen erhalten. Die erste war "für Kinder", da sie gar nichts bewirkt hat. Die zweite war mit Morphium, und danach ging es mir wirklich gut ;-)
Meine Spinalanästhesie war wohl sehr großzügig, denn erst 10 Stunden nach der OP habe ich meinen Körper wieder vollständig unter Kontrolle. Es ist absolut schockierend, bei vollem Bewusstsein zu erleben, wie es ist, wenn man vom Nabel abwärts gelähmt ist! Ich ziehe wieder einmal meinen Hut vor jenen Menschen, die damit leben, ohne irre zu werden.

Bei der Visite stellt sich heraus, dass mein Gips in zu steiler Spitzfußstellung steht, und korrigiert werden muss. Ich komme also nochmal ins Gipszimmer, der Spaltgips wird abgenommen, und dann wird der Winkel korrigiert. Bis jetzt waren die Schmerzen auszuhalten. Das Nachkorrigieren so kurz nach der OP ist allerdings kein Honiglecken. Das tut so weh, dass ich einen Kreislaufkollaps bekomme. Totales Blackout!



Ab heute gibts täglich eine Spritze Lovenox 40 mg gegen Thrombose

Den geplanten Halbmarathon in Linz (im April) hake ich gedanklich ab. Beim Laufen muss ich wohl mit einer längeren Pause rechnen.

22.01.2013 - Der Knall

Am 22. Jänner 2013 bin ich mit Freunden Badmintonspielen. Nachdem wir bereits eine Dreiviertelstunde gespielt haben, passiert es. Bei einem langen, geraden Ausfallschritt nach vorne gibt es einen Knall und einen Ruck im Fuß. Ein stechender Schmerz, und schon während des Fallens weiß ich, dass etwas abgerissen sein muss.Nicht mehr in der Lage, den Fuß zu bewegen (an Aufstehen ist nach einer Ruptur nicht mehr zu denken), werde ich von der Rettung abtransportiert.
17:45 Uhr - Achillessehne durchgetrennt

Sehr häufig passiert eine Achillessehnenruptur bei Sportarten wie Badminton, Tischtennis oder Squash, also überall dort, wo plötzliche Antritte und Bremsungen erhöhte Belastungen auf den Bewegungsapparat ausüben.
Der Fuß schwillt normalerweise bei einem Achillessehnenriss nicht so sehr an, wie beispielsweise bei einem Bänderriss. Auch kommt es nicht rasant zu Blutergüssen. Man kann erfühlen, dass die Sehne gerissen ist, weil dort, wo sie normalerweise klar zu tasten ist, stattdessen eine Mulde spürbar ist.

Im Spital wird die Diagnose Achillessehnenruptur gestellt und mir eröffnet, dass ich sofort operiert werden sollte. Nachdem ich noch kurz vor der Verletzung gegessen habe, will der Anästhesist von einer "normalen" Vollnarkose absehen, und stattdessen eine Spinalanästhesie vornehmen.

Alles in allem dauert meine OP ca. 2,5 Stunden (inklusive Vorbereitung, "Kreuzstich", Nachbereitung, Nähen, Gipsen). Die Operation erfolgt in Bauchlage, man sollte als Patient bei einer Spinalanästhesie somit in der Lage sein, diese Zeit auf dem Bauch liegend verbringen zu können. Das kann nicht jeder, manchen Menschen wird z.B. übel, wenn sie solange auf dem Bauch liegen müssen. In diesem Fall fällt die Spinalanästhesie aus.
Kurz nach Mitternacht komme ich in den Schockraum (auch als Aufwachzimmer bekannt), und hänge noch bis halb 3 Uhr zur Überwachung am EKG, automatischer Blutdruckmessung und Sauerstoffsättigungsmessung. Dann werde ich auf die Station gebracht, wo ich auf dem Gang deponiert werde, weil keine Zimmer frei sind. Das stört mich im Moment jedoch nicht, weil langsam die Post-OP-Schmerzen spürbar werden, und das Zimmerproblem verdrängen.

Bei der Operation wird die Wadenseite des Unterschenkels geöffnet und die beiden Enden der Sehne werden miteinander vernäht. Der Zugang kann über einen langen Schnitt erfolgen, ebenso gibt es die Möglichkeit, dies minimalinvasiv durchzuführen.
Man kann die Ruptur auch ohne Operation ausheilen, wenn die Enden der Sehne in Spitzfußstellung (Spitzfuß ist die Fußstellung des Balletttänzers) aneinanderliegen. Dabei wird nur ein Gips angelegt. Bei sportlich aktiven Menschen wird normalerweise die OP bevorzugt.
Im Zuge der Operation wird eine Drainage verlegt, damit über einen Schlauch allfälliges Nachbluten abgeleitet werden kann.
Nach der OP wird ein Spaltgips in Spitzfußstellung angelegt .


Bilder von Achillessehenoperationen (wer schwache Nerven hat, sollte sich den Link nicht ansehen):
https://www.google.at/search?q=achillessehnenoperation+bild&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwizz9KpmLLaAhUUXMAKHesGBqkQsAQIKg&biw=1680&bih=882



Dienstag, 22. Januar 2013

Das Leben vor dem Knall

Ich bin männlich, 41 Jahre alt und behaupte von mir, sehr viel Sport zu betreiben. Das heißt im Detail 5x pro Woche Krafttraining und mindestens 3x pro Woche Cardiotraining (Laufen).Längere Zeit ohne Sport gab es schon ewig nicht mehr, und alleine der Gedanke daran macht mich innerlich "unrund".
Ich fahre sehr viel Motorrad und bin auch einem Badmintonspiel niemals abgeneigt.

Die Achillessehne - die Unbeachtete

Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des Körpers und hält Zuggewichte von ca. 800 kg aus. Unvorstellbar, das diese Sehne reißen kann! Solange man damit keine Probleme hat, wird sie normalerweise kaum beachtet. Erst wenn Schmerzen auftreten, oder eine Ruptur passiert, rückt sie in den Interessensmittelpunkt.Sie ist jene Sehne, die hauptverantwortlich ist, die Kraft unserer Wadenmuskulatur über die Ferse an den Fuß weiterzuleiten, und damit das Abrollen über die Sohle zu ermöglichen. Erst dadurch sind wir in der Lage zu gehen oder zu laufen. Ohne diese Sehne.....tja.

Die Achillessehne reißt normalerweise nicht einfach so ab. Eine Ruptur passiert meist bei Sehnen, die bereits Vorschädigungen aufweisen. Dies ist häufig bei sportlich aktiven Personen der Fall, bei denen bereits Mikrorisse durch vielfache Belastung vorhanden sind.

Natürlich kann die Sehne auch durchtrennt werden (z.B. bei Unfällen). Dies ist eher selten der Fall, aber das Ergebnis ist natürlich das Gleiche. 

Die Achillessehne ist ca. 10 bis 15 cm lang und reißt meist 3 bis 5 cm oberhalb des Fersenbeins (dort ist sie am schlechtesten durchblutet).

Laut Statistik trifft es Männer häufiger als Frauen, der typische Rupturkandidat ist männlich, sportlich, und ca. 40 Jahre alt.

 

Achillessehnenruptur

Ein lauter Knall, ein kurzer Ruck, dann ein stechender Schmerz....so beginnt für viele ein langer Leidensweg.
Wenn die Achillessehne abreißt, ist man auf jeden Fall für längere Zeit außer Gefecht gesetzt.
Plötzlich hat man viele Fragen zu dieser Verletzung, deren Antworten man mehr oder weniger bei Chirurgen oder im Internet findet. Man ist froh über jede Information zu dieser Verletzung.

Genauso erging es mir.

Dieser Blog soll meinen Weg zurück ins "normale Leben" aufzeichnen und dabei helfen, anderen Betroffenen ihre Fragen zu beantworten.

Ich verwende an einigen Stellen im Blog Verlinkungen zu anderen Seiten im Internet. Sollten Links nicht mehr funktionieren, bitte um kurze Info an mich.